Startseite >  Flora > Verlierer

Verlierer




Eichenmoos (Evernia prunastri)

Eichenstamm mit und ohne Eichenmoos

Der untere Stammbereich der alten Eiche war fast vollständig durch das Eichenmoos (Evernia prunastri) bedeckt (Bild links, Aufnahme vom 15. Mai 1985, Wallhecke bei Filsum, Landkreis Leer). Bei der Kontrolle am 22. Mai 2020 konnte die Art an dem immer noch vorhandenen Baum nicht mehr festgestellt werden (Bild rechts).

Nach SANDSTEDE (1912) kam das Eichenmoos "überall an Bäumen, Sträuchern, an altem Holze, auf bloßer Erde an Wällen und auf Dünensand, an Efeu, auf Reitdächern" und vielen anderen Substraten vor. DIEKEN (1971) berichtete, dass die an Eichen wachsenden Flechten "zur Bekämpfung von Erkältungskrankheiten der Haustiere verwendet" wurden. Vermutlich handelte sich dabei vor allem um das Eichenmoos, das so reichlich vorkam, dass damit auch Osternester ausgepolstert wurden. Noch in den 1980er Jahren handelte es sich um eine der häufigsten und auffälligsten Flechtenarten in der Oldenburgisch-Ostfriesischen Geest. BRUYN (2000) zählte sie in den 1990er Jahren zu den fünf am häufigsten nachgewiesenen Rindenflechtenarten. Auch heute kommt die Art örtlich noch in größeren Beständen vor, wenn auch vielfach deutliche Vitalitätseinschränkungen festzustellen sind. In weiten Landstrichen kann sie hingegen kaum noch nachgewiesen werden - insbesondere in Gebieten mit intensiver Landbewirtschaftung ist sie sehr selten geworden. WIRTH (2010) zählt sie zu den Arten, die nur "ziemlich schwache" Eutrophierung tolerieren. Möglicherweise führen auch ansteigende Durchschnittstemperaturen zu erhöhtem Stress, da die Art Standorte mit höherer Luftfeuchte bevorzugt.

Am abgebildeten Wuchsort verläuft heute in weniger als 50 m Abstand eine Bundesautobahn, die durch das Wallheckengebiet geführt und durch die der Wasserhaushalt beiderseits der Trasse verändert wurde. Das in den 1980er Jahren noch bestehende Dauergrünland ist in einen Maisacker umgewandelt worden.




Gewöhnliche Blasenflechte (Hypogymnia physodes)

Gewöhnlichen Blasenflechte

Geschädigtes und schlecht entwickeltes Lager der Gewöhnlichen Blasenflechte auf einer Birke am Stadtrand von Leer (Mai 2020)

Die Gewöhnliche Blasenflechte war bei SANDSTEDE (1912) und auch noch bei BRUYN (2000) eine der häufigsten Arten an Baumrinde und Totholz. In den letzten Jahren ist diese auffällige Art immer seltener zu finden. Auch in Waldgebieten sucht man sie heute oft schon vergeblich.

Die Art bevorzugt saure Substrate und meidet nährstoffreiche Standorte. Im Untersuchungsgebiet ist sie nur noch in Lagen zu finden, in denen sie vor Einflüssen der Landbewirtschaftung relativ geschützt ist, so z.B. in größeren Waldungen, auf den Inseln, aber auch innerhalb von Städten und Siedlungen. Gerade im besiedelten Bereich war sie bis in die 1980er Jahre nur ausnahmsweise zu finden, da die Belastung durch Hausbrand und andere Immissionen zu hoch war. Heute bilden diese ehemaligen "Flechtenwüsten" letzte Refugien der Gewöhnlichen Blasenflechte, die zumindest im Nordwesten in absehbarer Zeit zu den gefährdeten Arten zu zählen ist.

Quellen:

  • BRUYN, U. de (2000): Zur aktuellen Verbreitung epiphytischer Flechten im nördlichen Weser-Ems-Gebiet. - Oldenburger Jahrbuch 100: 281-318.
  • DIEKEN, J. van (1971): Pflanzen im ostfriesischen Volksglauben und Brauchtum. – Hrsg. Ostfriesische Landschaft in Verbindung mit dem Niedersächsischen Staatsarchiv in Aurich, Bd. 52. Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich.
  • SANDSTEDE, H. (1912): Die Flechten des nordwestdeutschen Tieflandes und der deutschen Nordseeinseln. – Abh. Naturwiss. Verein Bremen 21: 9 – 243.
  • WIRTH, V. (2010): Ökologische Zeigerwerte von Flechten - erweiterte und aktualisierte Fassung. - Herzogia 23 (2): 229 - 248.

Die Darstellung wird fortgesetzt. Die letzte Ergänzung ist am 26.05.2020 erfolgt.